12. Februar 2025
Während die Europäische Union mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) neue Maßstäbe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung setzt, entwickelt auch China ein regulatorisches Rahmenwerk für ESG-Berichterstattung. Mit der Einführung neuer Nachhaltigkeitsrichtlinien für börsennotierte Unternehmen geht China einen eigenen Weg, der sich an internationalen Standards wie ISSB und GRI orientiert, aber auch nationale Besonderheiten berücksichtigt.
Die chinesischen ESG-Vorgaben basieren auf dem Konzept der doppelten Wesentlichkeit. Unternehmen müssen sowohl die finanzielle Wesentlichkeit (Financial Materiality), also die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsfaktoren auf ihre Geschäftsentwicklung, als auch die Impact-Materiality, also die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft, bewerten und offenlegen.
Besonderes Augenmerk liegt auf klimabezogenen Themen und nachhaltiger Unternehmensführung. Die Offenlegungspflichten umfassen unter anderem folgende Kernbereiche:
China verzichtet auf eine direkte Anerkennung internationaler ESG-Standards wie ISSB oder TCFD, weist jedoch strukturelle Ähnlichkeiten in den Berichtsanforderungen auf. Insbesondere die Verpflichtung zur Strategieoffenlegung und die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensführung sind zentrale Bestandteile beider Systeme.
Trotz einiger Parallelen unterscheidet sich der chinesische ESG-Rahmen in wesentlichen Punkten von der europäischen CSRD. Während die CSRD soziale und Governance-Aspekte gleichwertig zu Umweltfaktoren behandelt, liegt in China der Schwerpunkt auf klimarelevanten Themen und deren wirtschaftlichen Auswirkungen.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der Prüfungspflicht: In der EU ist eine externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte vorgeschrieben, während sie in China lediglich empfohlen wird. Dies könnte zu Unterschieden in der Tiefe und Nachvollziehbarkeit der Berichterstattung führen.
Wie sich die CSRD und die ESG-Standards in China unterscheiden
Von den neuen ESG-Regelungen sind insbesondere Unternehmen betroffen, die an einer der drei großen Börsen SSE, SZSE oder BSE gelistet sind. Zusätzlich könnten auch europäische Unternehmen mit Lieferketten, Produktionsstandorten oder bedeutenden Geschäftsaktivitäten in China mittelbar von den neuen Anforderungen beeinflusst werden.
Auch Zulieferer großer chinesischer Unternehmen müssen möglicherweise zusätzliche ESG-Daten bereitstellen, um die Berichtspflichten ihrer Geschäftspartner zu erfüllen. Dies stellt insbesondere Unternehmen mit komplexen, globalen Wertschöpfungsketten vor neue Herausforderungen.
Die parallele Existenz von CSRD und den chinesischen ESG-Vorgaben erfordert von international tätigen Unternehmen eine durchdachte ESG-Strategie. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
Mit den neuen ESG-Standards setzt China ein klares Signal für mehr Nachhaltigkeitstransparenz. Die Anforderungen weisen deutliche Parallelen zur CSRD der EU auf, unterscheiden sich aber in den thematischen Schwerpunkten und der regulatorischen Durchsetzung.
Für Unternehmen mit internationalen Wertschöpfungsketten ist es entscheidend, eine ganzheitliche ESG-Strategie zu entwickeln, die sowohl die CSRD-Vorgaben als auch Chinas ESG-Richtlinien integriert. Durch den Einsatz digitaler Tools und eine vorausschauende Nachhaltigkeitsstrategie können Unternehmen nicht nur die regulatorische Konformität sicherstellen, sondern auch strategische Wettbewerbsvorteile realisieren.