Dots Beige

Doppelte Wesentlichkeit in der Praxis: Wie Unternehmen die Herausforderungen meistern

Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse (DWA) bleibt insbesondere für CSRD-pflichtige Unternehmen ein sehr aktuelles Thema, weshalb wir ihr bewusst einen weiteren Leitartikel widmen.

Erfahren Sie, wie Unternehmen die Herausforderungen der doppelten Wesentlichkeit meistern und nachhaltige Entscheidungen treffen. ConClimate zeigt Ihnen wie.

Viele Unternehmen beschäftigen sich momentan mit der DWA, weil sie 2026 über das Geschäftsjahr 2025 berichten müssen – und zwar gemäß der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Diese wiederum fordern die Offenlegung der DWA als einen ersten Schritt in Richtung ESRS-Bericht. Deshalb ist es wenig überraschend, dass viele Unternehmen die Umsetzung der Doppelten Wesentlichkeit priorisieren.

Soviel also zur theoretischen Relevanz der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse, die umfassend in unserem vergangenen Leitartikel beleuchtet wurde. Aus pragmatischer Sicht führt kein Weg an der DWA vorbei – die DWA ist Pflicht, aber man braucht sie auch, um Prozesse und Datenerfassung für relevante Nachhaltigkeitsthemen rechtzeitig (meist für 2025) zu entwickeln.

In diesem Artikel soll es um die Praxis gehen: was beschäftigt viele Unternehmen, wenn sie die DWA durchführen? Wo gibt es Herausforderungen und Best Practices? Diese Fragen werden beleuchtet, indem ich die Erfahrungen aus bisherigen DWA-Projekten mit unseren Kunden reflektiere. Denn bei mehr als 15 DWA-Projekten kristallisieren sich hilfreiche Muster heraus.

Schritt fuer Schritt Prozess DWA quadratisch

Herausforderungen sind Teil der DWA

Im Austausch mit Unternehmen zu Beginn der DWA fällt auf, dass der Prozess häufig als Herausforderung ungreifbaren Ausmaßes gesehen wird. Für diese Perspektive haben wir Verständnis, da zu neuen Prozessen eine Eingewöhnungsphase dazugehört. Klar, die Finanzberichterstattung ist über Jahrzehnte gewachsen, und nun gibt es in relativ kurzer Zeit umfassende Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hier lässt sich hervorheben, dass die erste DWA aus zwei Gründen alle Unternehmen herausfordert. Erstens stehen im ersten Jahr die Prozesse noch nicht, welche die interne Kommunikation bezüglich der DWA regeln. Und der Aufbau von Prozessen ist nicht immer leicht. Zweitens gibt es die inhaltliche Ebene; denn nur in der ersten DWA müssen die Inhalte wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen in dem Detail abgefragt werden. 

In den Folgejahren gibt es bereits die inhaltlichen Grundlagen als Basis, die gegebenenfalls bei Änderungen in der Geschäftstätigkeit oder Risiken ergänzt werden. Wir können festhalten: die Wahrnehmung der DWA als Herausforderung – besonders der ersten – ist keine Seltenheit.

Ein konkreter Anspruch der ESRS beschäftigt Unternehmen besonders, wenn es um die Umsetzung der DWA geht. Denn Unternehmen sollen ihre gesamte Wertschöpfungskette von Rohstoffabbau bis End-Of-Life erläutern, um als Teil der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse relevante Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren. In vielen Fällen heißt das, dass sich die verantwortlichen Personen erst einmal intern absprechen, wie genau die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette aussieht. Regelmäßig gibt es Unklarheiten, was Orte und Prozesse über den eigenen Geschäftsbereich hinaus betrifft. Die DWA regt viele Unternehmen dazu an, Strukturen für die Datenerfassung aufzubauen.

Die Herausforderung der Wertschöpfungskette wird allerdings durch eine Übergangsreglung im ESRS relativiert; in den ersten drei Berichtsjahren können Angaben zur vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette ausgelassen werden.

Durch diese und weitere Übergangsregelungen können sich Unternehmen schrittweise dem vollen Umfang der Berichterstattung annähern. Grundlage für diese Annäherung ist in jedem Fall eine Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette. Hier kann es hilfreich sein, die Wertschöpfungskette in Begleitung mit einer externen Beratung anzugehen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass Unternehmen nicht nur durch die DWA herausgefordert werden, sondern auch wertvolle Impulse bekommen.

Diese Best Practices helfen Unternehmen mit der DWA

In der Praxis lässt sich beobachten, dass viele Abläufe in der Umsetzung der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse Unternehmen in ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützen. Hier möchte ich drei Best Practices unterstreichen, die Unternehmen im Prozessunterstützen. Diese sind selbstverständlich auch Teil der ConClimate Methodik für die DWA.

  • Ein guter Ausgangspunkt für eine DWA ist die Bildung eines „Kernteams“. Das heißt, dass die Verantwortlichen für die DWA nicht nur 1-2 Nachhaltigkeitsmanager*innen sind, sondern ein größeres Team mit Expertise in verschiedenen Bereichen. In der Beratungspraxis hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, das gesamte Team zu begleiten. Wenn Leute aus unterschiedlichen Bereichen den Prozess der DWA einmal durchlaufen haben, können sie die nächsten Zyklen der DWA und der Berichterstattung besser unterstützen. Dann ist es zum Beispiel einfacher für Nachhaltigkeitsmanager*innen Prozesse für das Datenmanagement aufzusetzen.
  • Das zweite „Best Practice“ Beispiel für die Umsetzung der DWA hat viel mit dem ersten zu tun. Es geht um den Wissensaufbau zu den Themen Nachhaltigkeit und ESG-Regulatorik. Denn woher soll auf einmal ein umfassendes Verständnis für die regulatorischen Anforderungen und Rahmenbedingungen kommen, wenn es in Unternehmen begrenzte Kapazität und Zeit gab, sich mit den ESRS zu beschäftigen? In der Beratungspraxis ist unsere Antwort darauf eine integrierte Schulung als Teil der DWA. So etabliert sich ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit und von gesetzlichen Vorgaben. Am Ende der Schulung gibt es im gesamten Kernteam eine Basis, um gemeinsam die nächsten Schritte Richtung ESRS-Bericht zu gehen.

  • Das dritte Beispiel sind interaktive Workshops mit dem Kernteam. Denn im Austausch mit allen Unternehmensbereichen und mit der Möglichkeit, ausführlich über Nachhaltigkeit zu diskutieren, gab es in jedem Workshop zahlreiche „Aha-Momente“. Die Workshops machen greifbar, dass es in den allermeisten Unternehmen bereits sehr viele Anknüpfungspunkte im Bereich Nachhaltigkeit gibt. Das reicht von Maßnahmen zur Dekarbonisierung über soziale Standards bis hin zu Codes of Conduct für Geschäftspartner. Wenn alle Mitglieder des Kernteams ihre Expertise geteilt haben, zeichnen sich häufig weitere Maßnahmen und Potenzial für mehr Kooperation ab. Somit werden nicht nur Anforderungen der Regulatorik erfüllt, sondern auch Pfade für die nachhaltige Entwicklung ersichtlich.

Fazit: Unternehmen profitieren stark von einer durchdachten DWA

Es ist klar, dass der Prozess der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse an der ein oder anderen Stelle mit Herausforderungen für Unternehmen verbunden ist. Allerdings steht auch fest, dass ein durchdachter Prozess bestmögliche Voraussetzungen gibt, ESRS-konforme Berichte zu erstellen und die eigene Strategieentwicklung nachhaltig anzugehen. Deshalb betrachten wir die Doppelte Wesentlichkeit weiterhin als wertvolle Chance, die den Aufwand wert ist. Und mit einem systematischen Vorgehen können Unternehmen Schritt für Schritt von dieser Chance profitieren.

Das könnte sie auch interessieren